Gesundheitstourismus in der EU: Zahlen und Fakten

Gesundheitstourismus wird seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. praktiziert. Schon die Einwohner des antiken Mesopotamiens reisten zum Tempel einer heilenden Gottheit in Tell Brak (Syrien), um Augenkrankheiten zu behandeln. Die Griechen und Römer reisten ebenfalls zu Fuß oder mit dem Schiff, um zu Thermalbädern rund um das Mittelmeer zu gelangen. Und heutzutage reisen Menschen aus allen Ecken der Welt in die EU, um eine medizinische Behandlung zu erhalten. So schaffen sie einen Markt, der sich im allgemeinen Gesundheitstourismus nennt.

Werfen wir nun einen Blick auf den Gesundheitstourismus in der EU. Wir besprechen, wohin man reist, welche Schlüsselfiguren es auf dem Markt gibt und wie sich dies auf Ihre Tätigkeit als Anbieter von Touren und Freizeitaktivitäten auswirkt.

 

Was ist Gesundheitstourismus?

Gesundheitstourismus ist eine Art von Tourismus, bei dem Touristen oder Patienten in andere Länder reisen, um eine medizinische Behandlung oder medizinische Hilfe zu erhalten. Dabei werden alle Services in Anspruch genommen, die generell in Verbindung mit Tourismus stehen. Die drei Hauptthemen sind hier Transport, Unterkunft und Bewirtung. Gesundheitstourismus teilt sich in medizinischen Tourismus, Wellness-Tourismus (allgemein für die Gesundheitsverbesserung) und Thermalbädertourismus auf (Thermalbäder, die medizinische und gesundheitliche Aspekte verbinden, auch Spa-Tourismus genannt). Diese drei Kategorien unterscheiden sich untereinander, aber weisen auch Gemeinsamkeiten auf.

Wellness-Tourismus, zum Beispiel, ist ein breites Konzept. Seine Bedeutung hängt in der EU von Kultur und geografischer Lage ab. In Südeuropa steht Wellness-Tourismus mit Meer, der mediterrane Küche und einem langsameren Lebenstempo in Verbindung. In Skandinavien bezieht sich Wellness-Tourismus auf Outdoor-Aktivitäten wie z. B. Wandern oder Schwimmen. Wie man sehen kann, variiert die Definition von Wellness-Tourismus je nach Region stark. Auch wird eine Überlappung von Wellness- und Spa-Tourismus klar.

Alles in allem ist die Definition von Gesundheitstourismus nicht wirklich klar. Deshalb ist es so schwierig Gesundheitstourismus in Tourismus-Statistiken anzuführen. Dies wiederum hat zur Folge, dass sich die Bestimmung von Wichtigkeit, Wachstum und Einfluss des Gesundheitstourismus auf die gesamte Tourismusindustrie und auf die Wirtschaft kompliziert gestaltet.

Was wir jedoch wissen, ist die Tatsache, dass der Gesundheitstourismus-Markt in den letzten Jahren exponentiell gewachsen ist und neue Formen von Gesundheitstourismus wie Fortpflanzungstourismus oder Dental-Tourismus entstanden sind.

Aber wie stark wächst dieser Sektor eigentlich wirklich?

 

Wachstum von Gesundheitstourismus in der EU: Zahlen und Fakten

Es ist schwierig abzuschätzen wie groß der Gesundheitstourismussektor in der EU ist, weil die entsprechenden Daten beschränkt und fragmentiert sind. Ein weiterer Grund ist, dass sich die Definitionen je nach Quelle und Land unterscheiden.

Obwohl die Gesamtgröße nicht genau abzuschätzen ist, steht fest, dass der Sektor in den letzten Jahrzehnten erheblichen Wachstum erfahren hat. Dieser Wachstum ist durch die Reisen von EU-Bürger aus reicheren in ärmere Länder bedingt. Meist reisen Bürger aus Ländern wie dem Vereinigten Königreich, Schweden, Deutschland, den Niederlanden oder Irland in vorwiegend osteuropäische Länder auf der Suche nach einer bezahlbaren Gesundheitsversorgung.

Laut den Marktuntersuchungen von PwC beträgt das Wachstum 12-15 % pro Jahr.

Warum wächst der Markt so rasant?

In Hinblick auf Gesundheitstourismus waren die Hauptreiseziele der Europäer bis vor einiger Zeit  das Vereinigte Königreich, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien. Seit dem Inkrafttreten einer neuen EU-Verordnung über grenzüberschreitende Gesundheitsversorgung 2014 entstand ein neuer Gesundheitstourismus-Markt. Diese Verordnung schreibt innerhalb der Gemeinschaft einen freien Zugang zu Behandlungen für alle EU-Bürger vor. Infolgedessen sind Länder wie Ungarn, die Tschechische Republik, Rumänien, Polen und Lettland zu beliebten Reisezielen für Westeuropäer geworden. Laut dem polnischen Medizintourismusverband (Polish Association of Medical Tourism) kamen im Jahr 2014 rund 488.000 ausländische Patienten wegen einer Behandlung nach Polen.

 

Heute macht Gesundheitstourismus etwa 5 % des Tourismussektors in der EU und 0,3 % der EU-Wirtschaft aus. Somit macht Gesundheitstourismus einen größeren Teil im inländischen Tourismus als gewöhnlicher Tourismus aus. Eine Förderung des Gesundheitstourismus könnte deshalb die Saisonabhängigkeit der Tourismusbranche verringern sowie die Arbeitsqualität und Nachhaltigkeit verbessern. Vielleicht ist dies einer der Gründe, wieso Länder wie die Türkei Maßnahmen einführen, um den Markt für Gesundheitstourismus anzukurbeln.

Die Türkei ist für medizinische Touristen auf der Suche nach weniger kostspieligen Behandlungen ein führendes Reiseziel geworden. Dort bietet die Regierung Nachlässe für Patienten an, die mit der Fluggesellschaft Turkish Airlines fliegen. Die Regierung plant ebenfalls, steuerfreie Zonen für die Gesundheitsversorgung für ausländische Patienten einzuführen.

Immer mehr Regierungen und Firmen bieten billige Flüge, offene Grenzen und Komplettpakete an, um die Entwicklung dieses Segments des Tourismusmarkts voranzutreiben.

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Der Wachstum von Gesundheitstourismus in Zahlen

Werfen wir nun einen Blick auf einige wichtige Statistiken aus einer Umfrage der Medical Tourism Association ( Juni 2009)um zu verstehen, wieso dieser Sektor so schnell wächst. Außerdem sollten wir herausfinden, weshalb es für führende Interessenvertreter wichtig ist, Verordnungen für den Gesundheitstourismus auf den Weg zu bringen:

  • 64% der reisenden Patienten hatten keine Krankenversicherung
  • Fast 83% der Patienten reisten mit einer Begleitperson
  • 33% reisten ins Ausland wegen einer Schönheits-OP
  • Fast 90% der Patienten oder ihre Begleitpersonen gingen touristischen Aktivitäten nach
  • Bei fast 80% der Nachfrage nach medizinischen Reisen ist Kostenreduzierung das Motiv
  • Medizintouristen geben zwischen 6.083 € und 12.885 € pro Reise aus
  • 48% der Umfrageteilnehmer wären interessiert, in der Zukunft wieder Medizintourismus zu betreiben
  • Kosten für die medizinische Behandlung sowie ihre Qualität waren die wichtigsten Faktoren bei der Entscheidung, wegen einer Behandlung ins Ausland zu reisen
  • Von den 49 Teilnehmern, die ins Ausland für eine medizinische Behandlung gereist sind, nahmen 36% die Dienste eines Vermittlers in Anspruch

Die folgenden Statistiken von Eurostat und IPK International geben uns einen allgemeinen Überblick über den Markt für Gesundheitstourismus in der EU:

  • Die Gesamtzahlen: etwa 56 Millionen Trips von EU-Bürgern 5,1 Millionen Trips von Nicht-EU-Bürgern im Jahr 2014 sind in Bezug mit Gesundheitstourismus zu setzen
  • Ankünfte von Reisenden: Gesundheitstourismus macht 4,3 % aller Ankünfte in der EU aus
  • Wichtigste Länder: Deutschland, Frankreich und Schweden sind die wichtigsten Länder der Tourismusindustrie in der EU. (In diesen Ländern finden etwa 56 % der Ankünfte und 58 % der Abfahrten in Bezug auf Gesundheitstourismus statt.)
  • Wellness-Tourismus: macht 66-75 % des Gesundheitstourismus in der EU aus
  • Gewinn: Gesundheitstourismus sorgt für Einnahmen in Höhe von 46,9 Milliarden Euro, was 4,6 % der Gesamteinnahmen der Tourismusbranche und 0,33 % des EU-BIPs sind
  • Einnahmestärkste Länder: Mehr als 75 % der Gesundheitstourismus-Einnahmen in der EU werden in den folgenden fünf Ländern erzielt: Schweden, Frankreich, Polen, Italien und Deutschland
  • Marktforschung: Marktberichte weisen auf Stabilität und Wachstum beim Gesundheitstourismus hin
  • Zusätzliche Einnahmequelle: Die meisten Gesundheitstourismus-Kliniken bieten ihre Dienste ebenfalls für Einheimische an und nutzen Medizintourismus als eine zusätzliche Einnahmequelle
  • Vorteile: Gesundheitstourismus kann mehrere Vorteile für den Arbeitsmarkt und die Umwelt haben

Wieso reisen Menschen aus gesundheitlichen Gründen?

Patienten entscheiden sich aus verschiedenen Gründen für Behandlungen im Ausland. Dazu zählen: Zugang zu Behandlungen, die im Heimatland nicht verfügbar sind, niedrigere Kosten und höhere Behandlungsqualität sowie die Möglichkeit, sich im Reiseland auszuruhen und zu erholen.

Es kommt sogar vor, dass Patienten während einer Reise aus medizinischen Gründen mehr Zeit in einem Hotel verbringen als dies in einem Krankenhaus nötig wäre. Abhängig von der Prozedur verbringen sie oft einige Nächte in einem Krankenhaus und die restliche Zeit in einem Hotel. Dabei erholen sie sich oder erhalten eine Physiotherapie. Manche Patienten wählen gezielt Hotels, die Erfahrung mit Gesundheitstourismus haben und Patientenbedürfnisse und –erwartungen verstehen.

 

Eine Umfrage der EU-Kommission zeigt, dass viele EU-Bürgerinnen und Bürger bereit sind, Reisen aus Gesundheitsgründen zu unternehmen (ca. 49 %). Dies kann die Folge der EU-Gesundheitsversorgungsverordnung sein. Diese besagt, dass Mitgliedstaaten die Behandlungskosten in dem Umfang zu übernehmen haben, die die Behandlung in dem eigenen Land kosten würde (um die finanzielle Stabilität der nationalen Gesundheitssysteme zu schützen).

Dies sorgt jedoch für einige Nachteile für Patientinnen und Patienten aus ärmeren Ländern mit schlechter entwickelten Gesundheitssystemen. Gesundheitsdienstleistungen kosten z. B. bedeutend weniger Geld in Kroatien als in Schweden. Ein kroatischer Patient müsste also selbst für die beachtliche Kostendifferenz bei der Behandlung in Schweden aufkommen. Ein Patient aus einem reicheren Mitgliedstaat hingegen kann sich für eine Behandlung in Kroatien oder anderswo entscheiden ohne viel aus eigener Tasche zahlen zu müssen. Dieses Szenario ist also besonders vorteilhaft für Patienten aus reicheren Mitgliedstaaten, weil sie wirtschaftliche Vorteile erzielen, wenn die Behandlung im Ausland kostengünstiger ist.

Fazit

Gesundheitstourismus wächst zweifellos exponentiell. Diesen Trend nutzen Anbieter von Gesundheitsdienstleistungen sowie Anbieter von Touren und Freizeitaktivitäten aus. Dasselbe trifft auf Regierungen zu.

Die Gesetzgebung in manchen Ländern wie z. B. in der Türkei treibt das Wachstum des Gesundheitstourismus an und ist ein Beweis dafür, dass Gesundheitstourismus eine wichtige Strategie bei der allgemeinen Tourismusplanung ist. Es ist wichtig, dass auch Sie ihr Unternehmen in die richtige Richtung lenken. Richten Sie jetzt Ihr Unternehmen auf Gesundheitstourismus aus und verschaffen Sie sich einen Vorteil.

Sie wissen nicht genau, wo Sie starten sollen? Schicken Sie uns einfach eine Nachricht – wir helfen Ihnen gerne!

Falls Sie allgemein mehr aus Ihrem Unternehmen herausholen möchte, sollten Sie unsere Tipps für mehr Produktivität und Umsatz als Anbieter von Freizeitaktivitäten lesen. Es lohnt sich!

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