5 Fakten, die Sie über den Tourismusmarkt China wissen müssen

Gastbeitrag von Dr.Berenice Pendzialek

„Ich freue mich, Ihnen den ersten Teil der Blogserie über den Tourismusmarkt China näher bringen zu dürfen.

In dieser Einführung möchte ich wichtige Informationen zum chinesischen Tourimusmarkt, den Touristen selbst sowie zu den Zukunftsaussichten  und -aufgaben präsentieren, Dies ist eine Zusammenstellung zentraler Fragen, die mich während zahlreicher Projekte erreicht haben.

Ich möchte Ihnen, neben allgemeinen Informationen zum chinesischen Tourismusmarkt, auch weitere Daten bereit stellen, damit optimal vorbereitet sind, selbst wenn Sie bis jetzt noch nicht mit chinesischen Touristen zusammenarbeiten. Für diejenigen, die sich bereits auskennen, dient dieser Artikel hoffentlich als Aktualisierung des Kenntnisstandes.“


1. Chinesen reisen überall hin

Nach Angaben der Welttourismusorganisation (UNWTO) unternahmen 135 Millionen Chinesen im Jahr 2016 Fernreisen. Das sind 6% mehr als 2015. Wenn diese Zahlen auch beeindruckend sind, so ist ein genauerer Blick darauf nötig. Hong Kong, Macao und Taiwan sind immer noch die beliebtesten Reiseziele der chinesischen Touristen. Jedoch verlieren diese in China traditionell beliebten Reiseziele ihre Marktanteile, wodurch ausländische Destinationen in Zukunft profitieren können.

Chinesen sind interessiert daran, neue Reiseziele auf der ganzen Welt zu entdecken. Für die Reisenden, die zum ersten Mal eine Fernreise unternehmen, stehen die typischen Orte in Europa und den USA, die man einfach besucht haben muss, ganz oben auf der Liste. Jedoch gibt es für erfahrene Reisende keine Beschränkungen. Eine aktuelle Umfrage der Chinesischen Tourismus-Akademie (CTA) und der Online-Reiseagentur Ctrip benannte die Länder, welche die Chinesen am chinesischen Neujahrsfest 2018 besuchen möchten. Neben den benachbarten Ländern (Thailand, Japan, Singapur, Vietnam und Indonesien) besteht eine große Nachfrage nach entfernten Zielen in der Antarktis, Argentinien, Brasilien, Tahiti, Norwegen, Tansania, Island, Mexiko, Neuseeland und Finnland.

2. China ist Nr. 1 bei internationalen Tourismusausgaben. Doch es wird nicht mehr nur eingekauft

Im Jahr 2012 hat China Deutschlands Platz als weltweite Nummer Eins auf dem Tourismusmarkt übernommen und seitdem steigen die Ausgaben chinesischer Touristen parabelförmig an. Im Jahr 2016 sind sie um 12% auf 261 Milliarden $ gestiegen, womit sie die Vereinigten Staaten mit um 8% auf 124 Milliarden $ gestiegenen Ausgaben auf dem zweiten Platz verweisen.

Im Laufe der Jahre haben sich die Ausgabegewohnheiten im Tourismusmarkt China von dem Aufbrauchen des Etats fürs Einkaufen hin zu Investitionen in Erholung und Freizeitaktivitäten geändert. Laut dem neuesten International Travel Monitor 2017 von Hotels.com haben die chinesischen Fernreisenden ca. 315 USD pro Tag vor Ort ausgegeben. Ihr tägliches Budget wurde größtenteils durch Ausgaben für Verpflegung, Sightseeing und Wellness-Aktivitäten aufgebraucht. Was Unterbringung und Transport betrifft, geben junge Familien, die mit Kindern reisen, eher mehr dafür aus. Die chinesische Millenniums-Generation jedoch ist eher bereit, Abstriche im Bereich Komfort und Transport zu machen und bevorzugt es, mehr ihres Budgets für Freizeitaktivitäten auszugeben. Das sind guten Nachrichten für die Freizeitindustrie!

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3. Tägliche Ausgaben chinesischer Reisender

Unabhängig davon, ob die Chinesen alleine oder in einer Gruppe reisen, spielt Qualität im Tourimusmarkt China eine entscheidende Rolle.

Chinas Fernreisemarkt stellt eine Konstellation von Segmenten und Nischen dar, die sich überlappen und miteinander interagieren. Um den Markt zu kategorisieren und zu vereinfachen, können wir sie in zwei Gruppen einteilen. Es gibt eine große Anzahl von Touristen, die in organisierten Gruppen reisen und es gibt unabhängig Reisende.

Die Reisenden in Großgruppen machen ungefähr 40% des Marktes aus. Viele von ihnen haben nur begrenzte Reiseerfahrung und Kenntnisse fremder Sprachen, daher bevorzugen sie die Bequemlichkeit und die Sicherheit des Reisens in einer Gruppe.

Die Tourismusangebote für dieses Segment drehen sich alle um intensives Sightseeing und niedrige Qualität. Diese Angebote bestehen aus Reiseverläufen, die man „Blumen von einem galoppierenden Pferd aus sehen“ nennt. Übersetzt bedeutet dies, 10 verschiedene Länder innerhalb von 9 Tagen anzusehen. Das Tempo ist so hoch, dass es fast unmöglich ist, jeden Ort wirklich komplett zu erkunden. Dieses Massensegment entwickelt sich jedoch weiter. Die Gruppen sind inzwischen kleiner, es werden weniger Länder besucht und die Tourrouten werden zu einem thematischen Komplex zusammengepackt.

Unabhängige Reisende haben einen höheren Sinn für Freiheiten. Viele von ihnen haben ihre Tourismuskarriere in einer Gruppenreise begonnen und organisieren nun ihre Reisen ganz oder teilweise selbst. Über den oberflächlichen Genuss eines Reiseziels hinaus, möchten Sie tiefer in einen Ort eintauchen und diesen wie ein Einheimischer erleben. Um ihr soziales Kapital zu vergrößern, machen sie stets neue Aktivitäten ausfindig, an neuen Orten und zu unerwarteten Zeiten im Jahr.

Was die Demografie betrifft, so sind die meisten Reisenden mittleren Alters (30-49 Jahre) und kommen aus den erst- und zweitrangigen Städten Chinas. Frauen bilden mit rund 56% aller chinesischen Fernreisenden die Mehrheit. Familientourismus ist auf dem Markt sehr vertreten, und dabei geht es nicht nur um Familien, die mit jungen Kindern reisen, sondern auch um erwachsene Kinder, die zusammen mit ihren Eltern reisen oder ihnen die Orte zeigen, wo sie im Ausland studiert haben.

Der Markt hat sich weiterentwickelt und Tourismus wird nicht länger als außergewöhnliche Aktivität angesehen, sondern als eine, die das eigene Leben gestaltet und bereichert. Der Zugang zu Informationen und die Reiseerfahrungen haben den Markt anspruchsvoller gemacht, wobei Qualität ein Trumpf für die Unternehmen ist, die an chinesischen Touristen verdienen möchten.

4. Extrem technikaffin. Geh´ online oder geh´ nach Hause.

Mit 731 Millionen Internetnutzern ist China das Land mit den meisten Bewohnern, die online gehen. Fast 80% dieser technikbegeisterten Gruppe besteht aus Nutzern des mobilen Internets. Die digitale Nutzung ist ihre erste Wahl, um ihr Erlebnis eines neuen Reiseziels zu planen und zu verwalten. Eine typische digitale Herangehensweise sieht so aus, dass ein Chinese sich Anregungen von offiziellen chinesischen Webseiten über Tourismusziele (Chinas Lifestyle-App, die praktisch alles anbietet, was man den Tag über braucht) und von wichtigen Meinungsbildnern holt.

Um einen Flug zu buchen, bietet Taobao günstige Möglichkeiten an, die einfach mit der Alipay App bezahlt werden können. Für andere Vergnügungen, Tagesaktivitäten oder zum Buchen von mit der Reise in Zusammenhang stehenden Leistungen können die Touristen einfach einen Blick auf die offiziellen Websites oder die Alipay Live Accounts der Serviceprovider werfen.

Nach einer Studie von Hotels.com nutzen die chinesischen Reisenden ihr digitalen Geräte so: Um in Kontakt zu bleiben (74%), um Fotos und Videos aufzunehmen (67%), um nach Reiseinformationen zu suchen (57%), um das Wetter in Erfahrung zu bringen (49%) und zur Navigation (45%). Unmengen an Fotos werden auf Social Media gepostet. Berichte über ihre Tourismuserlebnisse werden auch auf der Reisewebseite QYER.com veröffentlicht.

Anders als in China geht das Einkaufen in Europa nicht so einfach. Nur wenige Verkäufer verfügen über eine Buchungsfunktion, und auch wenn viele eine Kreditkarte von China UnionPay akzeptieren, ist die Akzeptanz von chinesischen Mobilzahlungen (Alipay) vergleichsweise niedrig. Zum Glück ist das bei Regiondo-Kunden nicht der Fall. Den Regiondo-Nutzern stehen nun im Dashboard die Features Alipay zur Verfügung. Damit können Sie direkt chinesische Touristen ansprechen und einen reibungslosen Zahlungsprozess gewährleisten.

5. Positive Perspektiven mit genügend Verbesserungsspielraum

Generell ist die Aussicht auf die Entwicklung des chinesischen Fernreisemarktes positiv. Dies wird hauptsächlich durch die Erschwinglichkeit der Reisen, leichteren Visabeantragungen und einer Erhöhung der Direktflüge von China aus beflügelt. Nach Angaben des Chinesischen Forschungsinstitutes für Fernreisen (COTRI) bieten derzeit 27 Reiseziele eine visafreie Einreise für chinesische Staatsbürger und 39 bieten Visa bei Ankunft oder E-Visa an. In Sachen Direktflügen wurden 2017 mehr als 100 neue Verbindungen aufgenommen und für 2018 wird der Schwerpunkt darauf liegen Verbindungen zwischen zweitrangigen chinesischen Flughäfen mit dem Ausland aufzunehmen.

Die Prognosen sind durchaus optimistisch. Zum Beispiel erwartet der CLSA-Bericht (eine von Chinas größten Banken), dass 200 Millionen Chinesen 2020 Fernreisen unternehmen werden.

Die Visasituation für chinesische Touristen nach Land

Andererseits gibt es bezüglich der Kommunikation und der Produktanpassung noch eine Menge zu tun, um diese für die chinesischen Reisenden entsprechend zu gestalten. Auf dem Makrolevel helfen die Initiativen wie das EU-China-Tourismusjahr 2018 dabei, Wissenslücken zu schließen und kulturellen und kommerziellen Austausch zu fördern.

Auf dem Level der Dienstleister ist es auch wichtig, auf sozialen Medien präsent zu sein.

Wie können Sie relevante Nachrichten erstellen, die aus der Masse herausstechen und diese gewünschten Kunden auch erreichen? Was sollten Sie beim Entwerfen von Freizeitaktivitäten in Betracht ziehen?Wie können sich chinesische Touristen bei Ihnen willkommen fühlen?

Diese und noch weitere Fragen werden in den kommenden Blog-Beiträgen zum Tourismusmarkt China untersucht!


Dieser Artikel wurde von Dr Berenice Pendzialek verfasst, welche bereits seit über 10 Jahren für die Plattform Travel Massive publiziert. Berenice hat sich seit jeher auf chinesischen Tourismus fokussiert und verfügt über ausführliches Wissen bezüglich chinesischem Tourismus in Europa. Sie ist die frühere Geschäftsführerin des China Outbound Tourism Research Instituts (COTRI) und lebt seit 2015 in Hamburg, wo sie für Travel Massive arbeitet. 

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