Influencer Marketing in der Freizeit- und Tourismusbranche – Ein Interview mit dem Reise-Blogger Matthias Derhake

Influencer Marketing

Diese Woche freuen wir uns, den Reise-Blogger, Naturliebhaber, Enthusiasten und Abenteurer Matthias Derhake als Gastautor für unseren Blog begrüßen zu dürfen. In unserem Interview teilt er seine Gedanken und Meinungen zum Thema Influencer Marketing in der Freizeit- und Reiseindustrie.

Wir lernten Matthias im Juni auf unserer zweiten Massive Travel Veranstaltung kennen, wo er eine Präsentation zum Thema „Internationale Reiseziele in der Krise: Kann Deutschland von der aktuellen politischen Instabilität profitieren?“ hielt.

Wir sind sehr dankbar, dass er sich die Zeit genommen hat, um uns einige großartige und nützliche Ratschläge zu geben, warum und wie man mit Influencern arbeitet.

1. Kannst du bitte dich selbst und deine Arbeit vorstellen?

Hi, ich bin Matthias, Reise-Blogger bei TravelTelling – Stories of a Slow Traveler.

Auf meinem Blog veröffentliche ich Reiseberichte und Tipps, Erkenntnisse und Empfehlungen über langsames und verantwortungsbewusstes Reisen. Ein Teil meiner Arbeit besteht aus der Rezension damit verbundener Dienstleistungen und Produkte und der Zusammenarbeit mit touristischen Reisezielen (DMOs), Unterkünften sowie Touristikdienstleistern. Beim Reise-Blogging geht es hauptsächlich um Reisen und Tests, um letztlich Content und Veröffentlichungen in sozialen Medien zu erstellen.

2. Wie und warum bist du ein Reise-Blogger geworden?

Ich habe meinen Bachelor- und Masterabschluss in Tourism Destination Management in den Niederlanden gemacht. Ich verliebte mich die Tourismus-Branche und arbeitete im Online-Marketing und in PR-Abteilungen von Reiseagenturen und Reiseveranstaltern in Europa. Da ich ein großer Fan von Reisen jenseits der ausgetretenen Pfade bin und gerne mit Einheimischen in Kontakt komme, wollte ich schon immer Menschen zum langsamen und nachhaltigen Reisen inspirieren. Vor zwei Jahren versuchte ich, meine Leidenschaft und meinen Beruf zu verbinden, um mein eigenes Ding zu machen. Also habe ich TravelTelling geschaffen und biete außerdem Beratungsdienstleistungen in den Bereichen Online-Marketing, SEO, Webseiten-Optimierung und Blogger-Zusammenarbeit für Touristikfirmen an. Ich erstellte einen Business-Plan, kündigte meinen Job als Online-Marketing-Manager, hob meine Ersparnisse ab und begann mir den Arsch aufzureißen, um meinen Traum zu verwirklichen: als sogenannter „digitaler Nomade“ zu arbeiten.

3. Wie hat sich die Reise-Blogger-Szene während der letzten Jahre verändert/ entwickelt?

Sie hat sich sehr verändert! Vor – sagen wir mal fünf Jahren – war alles sehr übersichtlich. Heutzutage ist es viel einfacher, einen Blog einzurichten und über soziale Medien zu vermarkten. Aus diesem Grund ist es aber auch viel schwieriger geworden, aus der Masse herauszustechen. Ein Blogger, der beispielsweise über Billigreisen schreibt, muss dabei wesentlich kreativer und besser sein, weil er diese Nische heutzutage nicht nur mit zehn, sondern mit hunderten anderen Bloggern teilt. Ich glaube, was sich ebenfalls geändert hat ist die Motivation für das Blogging. Früher wollten die meisten Menschen anderen helfen und Tipps geben, Probleme lösen, inspirieren und Dinge klären. Jetzt ist es aber auch der kommerzielle Aspekt, der es mehr in den Mainstream gebracht hat. Meiner Meinung nach werden authentische Reiseblogger erfolgreich sein, die ihre Nische definieren, anderen helfen und professionell arbeiten wollen. Das gleiche gilt für Unternehmensblogs. Aufgrund der Zunahme der Social-Media-Kanäle werden heutzutage auch Video-Blogging und Video-Produktion immer wichtiger. Und schließlich haben sich auch das zunehmende Budget von Firmen, die mit Bloggern arbeiten sowie der Grad der Professionalität auf beiden Seiten verändert.

4. Wie würdest du den Einfluss von Bloggern auf die Freizeit- und Touristik-Branche beschreiben?

Das ist hauptsächlich die Errungenschaft einiger Blogger, die damals das Reise-Blogging angefangen haben. Damals war es sehr schwer auf ein Hotel zuzugehen, es zu testen und darüber zu schreiben, wohingegen sich heute Hotel- oder Marketingagenturen an die Blogger wenden. Sogar DMOs arbeiten als Teil ihrer Marketing-Kampagnen eng mit professionellen Bloggern zusammen. Warum? Ganz einfach weil Blogger etwas bieten, das Unternehmen nur sehr schwierig erreichen: Vertrauen.

Wegen der Menge der im Internet frei zugänglichen Informationen und des wachsenden Misstrauens gegenüber gewerblichen Unternehmen, sind die Verbraucher von heute, vor allem die Millenials, sehr viel kritischer in ihrem Konsumverhalten und verlangen nach verlässlichen Informationen, die sie auf eigene Faust suchen. Also mal ehrlich, wer von euch vertraut noch traditioneller Werbung?

Die meisten Reise-Blogger würden niemals Dinge empfehlen, an die sie nicht selbst glauben, die sie nicht getestet haben oder Orte, die sie nicht selbst bereist haben. Dadurch werden Reise-Blogger zu einer authentischen und somit sehr vertrauenswürdigen Informationsquelle. Verbrauchern identifizieren sich eher mit Bloggern, als mit einer vollständig kommerzialisierten Webseite.

5. Kannst du erklären was Influencer-Marketing ist und wie ein Unternehmen davon profitieren kann?

Influencer-Marketing ist eine Marketing-Strategie, bei der es darum geht, vom Einfluss der Meinungsführer und deren Reichweite zu profitieren. In diesem Fall kann ein Influencer ein Blogger, Youtuber, Instagramer, usw. sein. Ein Reiseziel, das Rad- und Wandertourismus fördern will, muss nach neuen Vertriebswegen suchen. In diesem Fall wären professionelle Reise-Blogger geeignet, die über diese Nische bloggen und daher den passenden Zielmarkt bedienen. Ein Reiseveranstalter, der gemeinschaftsorientierten Tourismus anbietet, sollte nach einem Blogger mit den gleichen Werten und Überzeugungen suchen. Denken Sie daran, dass die Zusammenarbeit mit Influencern Sie als Unternehmen selbst zu einem Influencer machen kann. Sie erhalten dadurch zu Beginn vielleicht keine starke Umsatzsteigerung, sondern stattdessen ein vertrauenswürdiges Image, das die grundlegende Basis ist und sich langfristig auszahlt.

6. Welche Vorteile hat Influencer-Marketing für Freizeit- und Aktivitätenanbieter?

Verbraucher klicken auf Webseiten nicht mehr auf nervige Werbebanner. Und die Zeitung von heute mit Ihrer Print-Anzeige landet morgen im Müll. Sobald Sie als Unternehmen Ihren perfekten Influencer gefunden haben, geht es hauptsächlich um Kommunikation mit und Image-Erstellung bei der richtigen, profitablen Zielgruppe durch einen vertrauensvollen und authentischen Charakter. Heutzutage dient ein Reise-Blogger der richtigen Zielgruppe langfristig viel mehr als es jede Print-Anzeige könnte. Bedenken Sie, dass Millenials und/oder Blog-Leser die Verbraucher von Heute und Morgen sind.

Am wichtigsten ist hier, dass der Tourismus eine Dienstleistungsbranche ist. Es wird eine Erfahrung, ein immaterielles Produkt verkauft. Erfahrungen werden am besten über Empfehlungen verbreitet und verkauft. Ein Video eines Bloggers oder einer Bloggerin oder deren Reise durch Sri Lanka anzusehen, kommuniziert die Erfahrung auf die in der heutigen Erlebniswirtschaft bestmögliche, geeignetste und authentischste Weise. Deshalb bleibt Content in Form eines Artikels, Bildes oder Videos online, kann erneut geteilt werden und wird stets „Mauspropaganda“ sein. Die Reichweite wächst im Lauf der Zeit, aber Sie bezahlen dafür nur einmal. Würden Sie etwa dieses großartige Video nicht Ihren Freunden auf Ihrem Handy zeigen?

7. Welche Produkte oder Dienstleistungen eignen sich besonders für die Promotion über Influencer-Marketing?

In den USA werden Reise-Blogger heutzutage sogar zu Markenbotschaftern. So muss letztlich nicht nur das Produkt oder die Dienstleistung, sondern das Unternehmen als ganzes empfehlenswert sein. Ich würde niemals einen Reiseveranstalter empfehlen, der vor Ort keine Einheimischen beschäftigt oder schlechte Arbeitsbedingungen bietet, nur um einen unschlagbar verdammt günstigen Preis anbieten zu können. In der Reisebranche eignen sich zur Promotion über Influencer-Marketing also vor allem Ausrüstung, Unterkunft, Aktivitäten, Touren, Reise-Webseiten, Reiseversicherungen, Kreditkarten für Reisende, Miles-and-more-Programme, Kameras, Reise-Gadgets oder technische Geräte wie tragbare Ladegeräte für Kamera.

8. Wo findet ein interessierter Freizeit- und Aktivitätenanbieter einen Reise-Blogger für eine Zusammenarbeit?

Organische Suche ist die wichtigste Art und Weise gefunden zu werden, weil Menschen zuerst bei Google suchen, wenn sie Informationen über Reiseservices oder auch Produkte brauchen. Verwenden Sie Stichworte wie „Beste Reise-Blogger in Irland“ oder „Beste Rucksäcke für Neuseeland-Reisen“ und sehen Sie, wer auftaucht. Eine weitere Methode ist es, nach Blogger-Datenbanken wie iambassador, traveldudes, Blogger-Kodex usw. zu suchen oder auf Blogeinträgen in anderen Blogs, die von „den besten“ oder „Lieblings“-Reise-Bloggern schreiben, z.B.dieser.

9. Woran kann man einen unprofessionellen Blogger erkennen?

Das ist meine Lieblingsfrage. Zunächst einmal ist es immer wichtig zu wissen, dass Qualität ihren Preis hat. Darauf sollten Sie also vorbereitet sein. Influencer-Marketing hat seinen Preis.

Hier ist eine Checkliste, die Sie im Hinterkopf haben sollten, wenn Sie auf der Suche nach hochwertigen und authentischen Reise-Blogs sind.

Auf dem Blog:

  • Überprüfen Sie den Bereich „Über“
  • Überprüfen Sie Kontaktdaten, Datenschutzerklärung und die Aktualität des Jahres in der Fußzeile
  • Überprüfen Sie die Häufigkeit von Beiträgen
  • Gibt es eine Extra-Seite für PR und Zusammenarbeit?
  • Es sollte nicht zu viele gesponserte Beiträge mit Do-Follow-Links geben. Diese Artikel sollten als Werbung gekennzeichnet sein.
  • Die meisten Artikel sollten stattdessen sogenannte „No-Follow-Links“ haben und vom Blogger in einem authentischen Stil geschrieben sein. Empfohlene Links in einem Artikel sollten auf hilfreiche und vertrauenswürdige Webseiten verlinken. Lesen Sie zwei Artikel. Sind sie hilfreich oder inspirierend?
  • Überprüfen Sie Anzahl der Shares eines Artikels in sozialen Netzwerken und Kommentare
  • Überprüfen Sie die Anzahl der „Likes“ von Beiträgen in sozialen Medien, Fans und Interaktionsrate

 

10. Was ist dein besonderer Marketing-Tipp für Freizeit- und Aktivitätsanbieter?

Wenn Sie nach einem Blogger für eine Zusammenarbeit suchen, gehen Sie auf eine lockere, aber professionelle Art auf ihn zu. Denken Sie an langfristige Beziehungen und vergessen Sie nicht, dass eine Blogger-Reise keine Presse-Reise ist. Wenn Sie nach Bloggern suchen und sehen, dass diese 25.000 Follower auf Instagram, aber eine niedrige „Like“- und Kommentar-Rate haben, entscheiden Sie sich für diejenigen mit 5.000 und einer relativ höheren Rate. Heutzutage können Fans und Follower problemlos gekauft werden. Entscheiden Sie sich nicht für einen Blogger, nur weil Ihr Konkurrent diesen gewählt hat. Suchen Sie nach Ihrem Traumpartner, um eine langfristige Zusammenarbeit oder sogar eine Markenbotschafter-Partnerschaft entstehen zu lassen.

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